Hilfe und Seelsorge bei Suizidtrauer

Begleitung für Trauernde

Meine ersten Worte möchte ich erst einmal dazu nutzen, um allen Betroffenen mein Beileid auszusprechen
für den Verlust eines lieben Menschen.
In dieser Situation sind  1000 Worte noch zu wenig....????







Um euch auf dem Trauerweg ein wenig zu begleiten, möchte ich dazu sagen, meist gehen Krankheiten voraus.  
Eine Entscheidung, die ein Mensch für sich alleine trifft.

Was ich hier aufschreibe basiert auf den Kenntnissen meiner Ausbildung als Seelsorgerin und Trauerbegleiterin, und nicht zuletzt auf meinen Erfahrungen mit der eigenen Trauer, sowie den Erfahrungen mit anderen Suizidhinterbliebenen aus meiner Gruppe.

Euren Verlust kann ich euch nicht rückgängig machen. Den Schmerz nicht unbedingt lindern, aber vielleicht kann sich der Ein oder der Andere hier identifizieren. Das tut in gewisser Weise gut.

Die Angehörigen bleiben zurück mit Schuldgefühlen, und fragen sich "Was habe ich falsch gemacht"?   "Habe ich etwas Falsches gesagt oder getan"? "Warum habe ich nicht bemerkt, dass es so schlimm ist"? Meist ist noch nicht einmal ein Abschiedsbrief vorhanden.

Wir sind keine  Ärzte, um die Symptome frühzeitig zu erkennen, oder um zu helfen. Suizidende sind Menschen, die nach außen  hin meinen, gut mit ihrer Krankheit umgehen zu können. Sie versuchen, damit klarzukommen,und dagegen anzukämpfen, aber diesen Kampf verlieren sie ganz einfach. Um es kurz zu sagen, diese Krankheit  bringt sie um. Sie sterben ganz einfach an "Seelenkrebs" . Es kann eine tödliche Krankheit werden wie jede Andere.Phenethylamin zum Beispiel ist ein fehlgesteuertes Hormon.  Es wird fehlsausgeschüttet, und leitet den Kranken in eine Richtung, die er gar nicht will. Es entsteht ein Fehlgefühl. Es entsteht somit ein Märchendenken. Gedanken, die gesunde Menschen nicht mehr nachvollziehen können.
Psychische und physische Mangelerscheinungen entstehen dadruch während einer Depression.  Somit sind Suizidende der Meinung, sie tun dies für einen guten Zweck. Sie meinen irgendwo anders ein besseres Dasein zu genießen. 


Sehr gut könnt ihr die Trauer auch ausleben in dem Onlineforum Strassederbesten.de. Das ist eine virtuelle Gedenkstätte. Dort kann man Gräber  erstellen, schmücken und sich mit anderen Menschen austauschen. Da findet  ihr sehr schnell Anschluss. So habe ich die meiste Zeit in diesem Forum  verbracht, was mir sehr geholfen hatte. Es ist kostenlos!
Dort habe ich neue Freunde gefunden, die das gleiche Schicksal teilen wie ich. Gemeinsam mit ihnen habe ich meine Trauer ausgelebt, und gemerkt wie der beißende Schmerz von Zeit zu Zeit weniger wurde. 

Buchtips:

"Papa hat sich erschossen"                                von Saskia Jungnikl,
 "Schwesterherz"                                                 von Felix Francis. 
 "Für jedes Problem eine Lösung"                       von Kerstin Gier.
"Veronika beschließt zu sterben"                         von Paulo Coelho

Das sind Bücher wo der Suizid die Haupthandlung ist. Wustet ihr, dass ein Gruppenmitglied von den Prinzen seine Mutter auch durch Suizid verloren hat?
Oder Harpe Kerkeling? Oder Agnetha von der Popgruppe ABBA?  Oder Tina Turner. Sie hat ihren Sohn 2018 durch Suizid verloren. Einige von ihnen schrieben auch Bücher darüber.

Liebe Trauernde, scheut euch nicht therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.  Es gibt durchaus Therapeuten, die auf Trauer spezialisiert sind. Einfach mal googeln. 
Für den berliner Raum kann ich Empfehlungen weiterreichen.

Ihr könnt euch auch mal überlegen, wie es nach dem Tod weitergeht.  Welche Theorien gibt es? Vielleicht sieht man sich ja mal wieder? Es ist nicht das Gegenteil  bewiesen. Aber Anderes auch nicht. Aber wenn man an etwas glaubt, das einem  Hoffnung gibt, hilft es ungemein weiter. Somit könntet ihr dem  Verstorbenen einen Platz zuweisen.

Auch habe ich schon erlebt, dass Hinterbliebene mir gesagt haben,  dass sie  eigentlich mit niemandem darüber sprechen dürfen. Eltern des Vestorbenen  oder Geschwister o.ä. haben ihnen verboten jemandem etwas von dem Suizid  zu erzählen. Leider wird er immer noch totgeschwiegen und stigmatisiert. Dazu muss ich sagen:
Gebt dem nicht nach!  Menschen, die derartiges erlebt  haben, haben einen enormen Redefluss, gerade in den ersten Monaten.  Da ist es wichtig, sich die Seele aus dem Leib zu reden. Dies zu unterdrücken wäre NICHT GUT.

Wunden und Schmerzen im Leben sind von Bedeutung, auch wenn es im Moment nicht nachvollziehbar ist. Sie lassen uns reifen so dass Vertrauen in uns wächst. Die Gefühle sollten nicht unterdrückt werden , sondern offenbart werden. Das nennt sich emotionale Pflege. Ihr solltet sie bewust wahrnehmen, annehmen und erst einmal festhalten. Gefühle müssen sein, man sollte sie auf keinen Fall verdrängen. Durch den Schmerz gehen, und aushalten, ähnlich wie bei einem körperlichen Schmerz, der uns gerade wiederfahren ist. Trauer ist ein seelischer Schmerz den wir durchmachen müssen. Man sollte nicht davonrennen oder fliehen. Der Schmerz holt uns auch noch nach Jahren wieder ein. Das ist das heimrückische daran. Je länger man ihn auslebt den Trauerschmerz, desto besser. Diese Wunde darf nicht oberflächlich heilen, sonst reißt sie unkontrolliert später wieder auf. Ihr sollt nicht trauern, ihr MÜSST es sogar. Das Fieber ist ein Zeichen, dass der Körper gegen eine physische Krankheit ankämpft, und die Trauer ist das Zeichen dafür, dass der Körper gegen einen seelischen Verlust ankämpfen tut. Stellt euch dem.

Worte der Hoffnung erreichen Trauernde nicht, weil der Zustand es nicht zulassen tut. Was viele schon einmal gehört haben, oder gar selber schon weiter gegeben haben, IST. "Die Zeit heilt alle Wunden, das Leben geht doch weiter". Nein, in diesem Moment, und überhaupt in der Trauerzeit bleibt die Uhr stehen, ganz unabhängig davon, ob der Trauernde das nun will oder nicht. Das regelt unser  Körper. Wir benötigen die Heilungszeit, DAMIT es eines Tages weitergeht, wenn auch anders.
Für die Trauernden ist alles dunkel, eher würden sie den Verstorbenen in den Tod folgen, denn sie meinen ohne den Anderen nicht weiterleben zu können. Das liegt daran, dass der Mensch den Tod als etwas Unnatürliches wahrnimmt im Unterbewust. 


Zusammenfassung

Akzeptiere die Trauer, sei dir bewust, dass sie dir Kraft entzieht. Sei offen dafür.

Unterdrücke die Trauer nicht, Gefühle zu unterdrücken ist schwer. Es will beachtet werden.

Tränen wirken heilend. Unterdrücke sie nicht. Sie suchen sich eh ihren Weg.

Verbinde dich mit tröstenden Menschen.

Akzeptiere die Trauer, auch wenn es Jahre dauert. Jede Trauer ist einzigartig wie der Mensch selber.

Erwarte mehrere Phasen der Trauer: Schock, Benommenheit, Depressionen, Angst, Verwirrung Schuldgefühle und Hoffnung.

Der Schmerz und Verlust ist keine Strafe Gottes oder gar eine Prüfung.  Gott teilt mit dir den Schmerz, trauere mit ihm und verurteile ihn nicht.
Es ist eine Strafe des Teufels.

Vergib Menschen, die nicht die richtigen Worte finden. Sie wissen und können es einfach nicht besser. 
Das heißt aber nicht, dass es ihnen nicht auch leid tut.

Suche Menschen auf, denen es so geht wie dir, und tauscht euch aus. Lerne von ihnen, und erfahre Trost von ihnen.

Schreibe deine Gefühle in einem Tagebuch nieder

Bete für den Verstorbenen. Er ist wie ein spirituelles Band,  das der Tod nicht trennen kann.

Trauere nicht nur um den Verlust, sondern auch um die  Vergangenheit und die Zukunft.

Fange an dein Leben umzugestalten. Die Bemühungen können der  Samen einer neuen Existenz sein.

Feiertage, Jahrestage und Geburtstage und.... sie können SO schwer sein. Gestalte sie so wie  es NUR für dich passend ist um den Schmerz zu lindern. Feiere mit deinen Erinnerungen.

Gönne dir ab und an ein wenig Freude .Nur so viel wie dein Schmerz zuläßt.

Der Verlust wird dich verändern, du wirst ihn nie überwinden. Eine Veränderung kann aber auch zum Positiven sein.

Manchmal können Erinnerungen oder Gegenstände an den Verlust erinnern. Lass es zu!

Erlaube dir auch wieder zu lachen. Denke dabei an den Menschen, der nur das Beste für dich wünschte.

Manchmal glaubst du, dass du niemals mehr auf die Beine kommst?...Sei gewiss, du wirst es . Aber stell dich auf Veränderungen ein.

Halte durch! Du hast genug Gründe dafür. Freunde und Familie. Sie alle brauchen DICH!






Ich wünsche euch viel viel Kraft für die nächsten Wochen und Monate

Simone

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